Fütterung stationärer Katzen
Geschrieben von Rene Dorfelt
Wann sollte eine Katze gefüttert werden? Grundsätzlich so früh wie möglich! Wenn eine Anorexie über mehr als drei Tage besteht oder bestehen könnte. Bei Katzenwelpen nach wenigen Stunden einer Anorexie. Sobald kardiovaskuläre und hämodynamische Parameter stabil sind; schwerwiegende Elektrolytstörungen, wie zum Beispiel eine Hyperkaliämie, sollten vor Beginn der Fütterung korrigiert sein.
Wann sollte eine Katze gefüttert werden?
• Grundsätzlich so früh wie möglich!• Wenn eine Anorexie über mehr als drei Tage besteht oder bestehen könnte
• Bei Katzenwelpen nach wenigen Stunden einer Anorexie
• Sobald kardiovaskuläre und hämodynamische Parameter stabil sind; schwerwiegende Elektrolytstörungen, wie zum Beispiel eine Hyperkaliämie, sollten vor Beginn der Fütterung korrigiert sein
• Innerhalb von 24 Stunden nach der Vorstellung
• Innerhalb von 6-12 Stunden nach einem gastrointestinalen chirurgischen Eingriff
Welche Nahrung sollte angeboten werden?
• Schmackhafte Nahrung mit angenehmem Geruch
• Eventuell mit einigen „Snacks“ beginnen, um den Appetit anzuregen
• Rekonvaleszenznahrung mit hohem Energiegehalt und hohem Proteingehalt
• Die Nahrung sollte Raumtemperatur haben
Wie sollte die Katze gefüttert werden?
• Wenn möglich auf enteralem Weg
• Partielle parenterale Ernährung, wenn die enterale Ernährung keine ausreichende Energieaufnahme sichert
• Parenterale Ernährung, wenn eine enterale Ernährung nicht möglich ist
Welcher ist der beste Weg, um den Appetit anzuregen?
• Verwendung einer Nahrung hoher Akzeptanz
• Schaffung einer katzenfreundlichen, ruhigen Umgebung mit weicher, warmer Liegeunterlage und einer Versteckmöglichkeit
• Sicherstellen, dass die Katze nicht unter Schmerzen leidet, gegebenenfalls Analgetika einsetzen
• Antiemetika und Magenschleimhaut schützende Arzneimittel bei Anzeichen von Übelkeit
• Bei Katzen wird der Appetit durch Geruch angeregt. Nase der Katze reinigen, wenn sie durch Schleim oder anderes Material verlegt ist.
• Regelmäßig frische Nahrung mit Raumtemperatur anbieten
Und Appetit stimulierende Arzneimittel?
• Können eingesetzt werden, wenn konventionelle Maßnahmen keinen Erfolg zeigen
• Cyproheptadin ist ein H1-Antihistaminikum (1-4 mg/Katze alle 12-24 h PO)
• Mirtazapin ist ein 5-HT3-Antagonist (3-4 mg/Katze alle drei Tage PO)
• Benzodiazepine (z. B. Midazolam) kann als kurzzeitige Option eingesetzt werden, wenn andere Arzneimittel keinen Erfolg bringen. Sie können den Appetit bei einer sehr niedrigen Dosierung anregen (0,05 mg/kg IV), aber auch eine Sedierung bewirken. Bei Katzen wird nach Gabe von Diazepam eine Leberinsuffizienz beschrieben.
Was tun, wenn die Katze nicht frisst?
• Vorsichtige Zwangsfütterung mit Hilfe einer Spritze, wenn andere Methoden scheitern. Es kann hilfreich sein, etwas Futter auf die Pfote der Katze zu geben, weil die Katze dieses dann beim Versuch, sich zu säubern, ableckt.
• Ernährungssonden sollten eingesetzt werden, wenn eine enterale Ernährung möglich ist, der Energiebedarf aber durch die spontane Nahrungsaufnahme nicht vollständig gedeckt werden kann.
Nasoösophageale Ernährungssonde
• Einfach zu legen ohne Allgemeinanästhesie
• Kann entfernt werden, wann immer dies erforderlich ist
• Verwendbar über drei oder mehr Tage
• Nur für Flüssignahrung geeignet
Erforderliches Equipment:
• Ernährungssonde 4,5-6 FG
• Lidocainhaltiges Gleitmittel
• Nahtmaterial
• Nadelhalter
• Schere
Technik:
• Etwas Gleitmittel in den unteren Nasengang und auf die Spitze der Sonde geben (Abbildung 1)
• Abmessen der Sondenlänge von der Nase bis zum 8. Interkostalraum und mit einem Permanentmarker markieren (Abbildung 2 und 3)
• Sonde in den unteren Nasengang einführen und die Sondenspitze dabei in ventromediale Richtung orientieren (Abbildung 4)
• Kopf der Katze leicht beugen, damit die Katze die Sonde abschlucken kann und Sonde vorschieben bis die Markierung die Nase erreicht (Abbildung 5)
• Sonde mit der „Chinese-Finger-Trap“-Technik festnähen; eine zweite Fixationsnaht sollte auf Höhe des Oberkiefers oder an der Stirn gesetzt werden (Abbildung 6)
• Als Alternative zur Naht kann Gewebekleber verwendet werden, beim Entfernen der Sonde muss jedoch mit dem Verlust einiger Haare (und möglicherweise etwas Haut) gerechnet werden.
• Überprüfung des richtigen Sitzes mittels Röntgenaufnahme
Ösophagostomiesonde
• Umgehung von Maulhöhle und Pharynx• Geeignet für flüssige und dünnbreiige Nahrung
• Kann nach Bedarf über mehrere Wochen eingesetzt bleiben
• Kann jederzeit nach Bedarf entfernt werden
• Für das Einsetzen ist eine Allgemeinanästhesie erforderlich
Erforderliches Equipment:
• Ernährungssonde 9-12 FG • Skalpellklinge
• Lange Rochester-Péan Arterienklemme oder äquivalentes Instrument (oder kommerzieller Sondeneinführer)
• Hautdesinfektionsmittel
• Nahtmaterial
• Nadelhalter
• Schere
• Verbandsmaterial
Technik:
• Narkotisierung und Intubierung der Katze • Katze in rechter Seitenlage positionieren
• Linke Halsseite scheren und desinfizieren
• Abmessen der Sondenlänge von der Mitte des Halses bis zum 8. Interkostalraum und mit einem Permanentmarker markieren
• Klemme von der Maulhöhle aus in den Ösophagus einführen (Abbildung 7)
• Spitze der Klemme nach lateral richten, bis sie dorsal der Jugularvene zu ertasten ist, dann die Spitze der Klemme weiter lateral Richtung Haut schieben (Abbildung 8)
• Setzen einer Stichinzision mit der Skalpellklinge über der Spitze der Klemme (Abbildung 9) und Klemmenspitze durch die Hautinzision nach außen vorschieben (Abbildung 10)
• Sondenspitze mit der Klemme ergreifen (Abbildung 11) und aus der Maulhöhle herausziehen (Abbildung 12)
• Sondenspitze umlenken und wieder zurück in kaudale Richtung in den Ösophagus einführen (Abbildung 13)
• Sondenspitze in kaudale Richtung über die Stelle der Hautinzision hinaus vorschieben. Sonde so führen, dass ein Abknicken im Bereich der Eintrittsstelle an der Hautinzision vermieden wird.
• Sonde weiter vorschieben, bis die Markierung auf Höhe der Hautinzision liegt
• Sonde mit der Chinese-Finger-Trap-Technik festnähen (Abbildung 14)
• Gleitgel mit Desinfektionsmittel im Bereich der Eintrittsstelle auftragen und Halsverband anlegen (Abbildung 15)
• Überprüfung des richtigen Sitzes mittels Röntgenaufnahme
Technik der Sondenernährung
• Nahrung mit Raumtemperatur verwenden
• Sonde vor und nach Fütterung mit 2-3 ml Wasser spülen
• Mit kleinen Portionen beginnen (1-2 ml/kg alle 2-4 h)
• Am ersten Tag 1/3 des Ruheenergiebedarfs* (REB) füttern, am zweiten Tag 2/3 des REB und am dritten Tag 3/3 des REB
• Portionsgröße schrittweise erhöhen auf 10 ml/kg (wenn die Katze diese Mengen verträgt)
• Als Alternative zur Bolusfütterung kann Flüssignahrung per Dauerinfusion in einer Applikationsrate von 1-2 ml/kg/Stunde verabreicht werden. Bei dieser Methode sollte die Sonde alle 4-8 Stunden mit Wasser gespült werden.
*Der tägliche REB kann wie folgt berechnet werden: kg0,75 x 70 = REB (kcal)
Rene Dorfelt
Dr. med. vet., Dip. ECVAA (Anesthesia and Analgesia)
Deutschland
Dr. René Dörfelt studierte bis 2003 an der Universität Leipzig/Deutschland. Nach Dissertation zur Hämodialyse und Internship an der Klinik für kleine Haustiere der Freien Universität Berlin/Deutschland war er von 2005 bis 2007 Assistenztierarzt an der Tierklinik Norderstedt/Deutschland. Bis 2011 absolvierte Dr. René Dörfelt eine Residency für Anästhesie und Analgesie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien/Österreich. Seit 2011 ist er Oberarzt für Intensiv- und Notfallmedizin an der Medizinischen Kleintierklinik der Ludwig-Maximilian-Universität München/Deutschland.