Zahnerkrankungen bei Hunden und Katzen
Die Diagnose von Zahnerkrankungen verlangt eine initiale Untersuchung der Maulhöhle, gefolgt von einer endgültigen Untersuchung der Maulhöhle unter Allgemeinanästhesie. Geeignete Zahninstrumente (z.B. Dentalsonde, Parodontalsonde) zusammen mit ergänzenden diagnostischen Tests je nach Indikation (z.B. Zahnröntgenaufnahmen) sind wesentliche Voraussetzungen für eine genaue Diagnose.
Kernaussagen
Die Diagnose von Zahnerkrankungen verlangt eine initiale Untersuchung der Maulhhle, gefolgt von einer endgltigen Untersuchung der Maulhhle unter Allgemeinansthesie.
Geeignete Zahninstrumente (z.B. Dentalsonde, Parodontalsonde) zusammen mit ergnzenden diagnostischen Tests je nach Indikation (z.B. Zahnrntgenaufnahmen) sind wesentliche Voraussetzungen fr eine genaue Diagnose.
Fr eine korrekte Diagnose sind Dentalrntgenaufnahmen eher geeignet als konventionelle Rntgenaufnahmen.
Abrasion
Verlust von Zahngewebe durch abnorme mechanische Reibung, verursacht durch Fremdkörper in der Maulhöhle (z.B. Tennisbälle, Steine, Gitterstäbe des Zwingers).
- Prävalenz: Bei Hunden häufig, bei Katzen selten.
- Diagnose: Adspektorische Untersuchung und Dentalsonde.
- Kernpunkt: Beurteilung, ob die Pulpahöhle eröffnet ist mit Hilfe der Dentalsonde. Abklären, ob eine Farbveränderung auf der okklusalen Fläche (Kaufläche) eines betroffenen Zahnes auf tertiäres Dentin (braune Verfärbung) oder auf eine Freilegung der Pulpahöhle (schwarze Verfärbung) zurückzuführen ist.
Abnorme Attrition
Physiologischer Verlust von Zahnsubstanz infolge des Kontaktes zwischen den okklusalen Oberflächen der Zähne beim Kauen. In der Regel geringgradig, in einigen Fällen (z.B. bei Malokklusionen) auch abnorm und hochgradig.
- Prävalenz: Relativ häufig beim Hund, gelegentlich bei der Katze.
- Diagnose: Adspektorische Untersuchung und Dentalsonde.
- Kernpunkt: Wie bei den Abrasionen muss mit Hilfe einer Dentalsonde abgeklärt werden, ob die Pulpahöhle eröffnet ist. Zur Abklärung der Ausdehnung der Erkrankung können Zahnröntgenaufnahmen erforderlich sein.
Karies
Demineralisierung und Zerstörung des Zahnhartgewebes, verursacht durch Bakterien.
- Prävalenz: Selten bei Hunden, extrem selten bei Katzen.
- Diagnose: Adspektorische Untersuchung, Dentalsonde und Zahnröntgenaufnahmen (um die Ausdehnung der Läsion zu ermitteln).
- Kernpunkt: Der am häufigsten betroffene Zahn bei Hunden ist der erste Molar im Oberkiefer. Immer die ersten, zweiten und dritten Molaren im Unterkiefer untersuchen, wenn der erste Molar im Oberkiefer betroffen ist, da Erstere mit Letzterem okkludieren und ebenfalls von Karies befallen sein können.
Zahnverschmelzung (Synodontie)
Das Dentin zweier individueller Zähne ist verschmolzen, mit der Folge einer geringeren Anzahl von Zähnen.
- Prävalenz: Selten bei Hunden, sehr selten bei Katzen.
- Diagnose: Adspektorische Untersuchung und Dentalsonde.
- Kernpunkt: Bei hochgradigen morphologischen Veränderungen kann es zu Erkrankungen der Pulpa kommen. Zahnröntgenaufnahmen sind angezeigt.
Mikrodontie
Ausbildung abnorm kleiner Zähne. Wenn mehrwurzelige Zähne betroffen sind, ist die Anzahl der Wurzeln oft verändert.
- Prävalenz: Selten bei Hunden, sehr selten bei Katzen.
- Diagnose: Adspektorische Untersuchung.
- Kernpunkt: Indikation für Zahnröntgenaufnahmen zur Abklärung von Veränderungen der Morphologie und Anzahl von Zahnwurzeln.
Gemination
Angeborene Zahndeformität mit unvollständiger Teilung des Zahnkeims. In der Regel besitzt der Zahn zwei durch eine Kerbe in der Mitte getrennte Kronen. Die Anzahl der Zähne ist nicht reduziert.
- Prävalenz: Selten bei Hunden, sehr selten bei Katzen.
- Diagnose: Adspektorische Untersuchung und Dentalsonde.
- Kernpunkt: Die morphologischen Veränderungen können zu Erkrankungen der Pulpa führen. Eine Überwachung mit Hilfe von Zahnröntgenaufnahmen ist immer angezeigt.
Schmelzhypoplasie
Ein Defekt der Amelogenese (Schmelzentwicklung), wobei zu wenig Schmelz abgelagert wird.
- Prävalenz: Relativ häufig beim Hund, sehr selten bei Katzen.
- Diagnose: Adspektorische Untersuchung und Dentalsonde.
- Kernpunkt: Sollte nicht verwechselt werden mit einer Mineralisierungsstörung des Schmelzes (Amelogenese mit unzureichender Mineralisierung des Schmelzes). Unterschiedliche Ätiologien, am häufigsten liegen virale Infektionen und lokale Traumata zugrunde.
Resorption
Fortschreitende Zerstörung der Zahnhartsubstanz infolge der Wirkung klastischer Zellen. Die Ätiologie ist komplex und konnte bislang noch nicht vollständig geklärt werden.
- Prävalenz: Selten bei Hunden, aber häufig bei Katzen (Feline Oral Resorption Lesion - FORL).
- Diagnose: Adspektorische Untersuchung, Dentalsonde und Röntgenaufnahmen.
- Kernpunkt: Zahnröntgenaufnahmen sind eine wesentliche Voraussetzung, um die Ausdehnung der Läsion zu beurteilen, eine Klassifikation vorzunehmen und einen Behandlungsplan zu erstellen.
Zahnverfärbung
Farbveränderung (z.T. sehr stark ausgeprägte Farbdifferenz) eines Teils oder der gesamten Zahnkrone. Kann andere Zahnerkrankungen begleiten, und mit diesen zusammenhängen (z.B. Zahnfrakturen).
- Prävalenz: Relativ häufig bei Hunden, gelegentlich bei Katzen (relativ häufig in Verbindung mit komplizierten Frakturen)
- Diagnose: Adspektorische Untersuchung.
- Kernpunkt: Vielfältige Ätiologie (z.B. Trauma, physikalisch, chemisch), Pulpa kann nekrotisch sein, Zahnröntgenaufnahmen sind also immer angezeigt.
Schmelzfraktur
Fraktur, die ausschließlich den Schmelz erfasst, mit Substanzverlust.
- Prävalenz: Relativ häufig bei Hunden, relativ selten bei Katzen.
- Diagnose: Adspektorische Untersuchung und Dentalsonde.
- Kernpunkt: Die Untersuchung mit einer Dentalsonde kann erforderlich sein, um eine Schmelzfraktur von anderen Frakturtypen zu unterscheiden (z.B. unkomplizierte Kronenfraktur), Zahnröntgenaufnahmen sind angezeigt.
Unkomplizierte Kronenfraktur
Fraktur der Krone ohne Freilegung der Pulpa.
- Prävalenz: Relativ häufig bei Hunden und bei Katzen.
- Diagnose: Adspektorische Untersuchung und Dentalsonde.
- Kernpunkt: Zahnröntgenaufnahmen sind angezeigt, eine geeignete Behandlung (z.B. indirekte Pulpaüberkappung) kann erforderlich sein.
Unkomplizierte Kronen-Wurzel-Fraktur
Fraktur der Krone und der Wurzel ohne Freilegung der Pulpa.
- Prävalenz: Relativ selten bei Hunden, selten bei Katzen.
- Diagnose: Adspektorische Untersuchung, Dentalsonde und Zahnröntgenaufnahmen (zur Klärung der Ausdehnung der Schädigung)
- Kernpunkt: Zahnröntgenaufnahme, wenn der parodontale Bereich mit betroffen ist; evtl. geeignete Behandlung, je nach Indikation (Wurzelkanalbehandlung und/oder Parodontalbehandlung)
Komplizierte Kronenfraktur
Fraktur der Krone mit Freilegung der Pulpa.
- Prävalenz: Häufig bei Hunden und bei Katzen.
- Diagnose: Adspektorische Untersuchung und Dentalsonde.
- Kernpunkt: Im Anschluss an die dentale Radiographie ist die geeignete Behandlung wesentlich (Wurzelkanalbehandlung oder Extraktion).
Komplizierte Kronen-Wurzel-Fraktur
Fraktur der Krone und der Wurzel mit Freilegung der Pulpa.
- Prävalenz: Häufig bei Hunden und bei Katzen.
- Diagnose: Adspektorische Untersuchung, Dentalsonde und Zahnröntgenaufnahmen (zur Klärung der Ausdehnung der Schädigung).
- Kernpunkt: Im Anschluss an die dentale Radiographie ist die geeignete Behandlung wesentlich (Wurzelkanalbehandlung und Parodontalbehandlung, wenn möglich, oder Extraktion).
Wurzelfraktur
Fraktur der Zahnwurzel (ausschließlich).
- Prävalenz: Relativ selten bei Hunden, selten bei Katzen.
- Diagnose: Dentalsonde (zur Beurteilung des Grades der Beweglichkeit der Krone) und Zahnröntgenaufnahmen.
- Kernpunkt: Zahnröntgenaufnahmen sind eine wesentliche Voraussetzung für die Diagnose. Die Behandlung besteht aus der Extraktion betroffener Zähne.
Javier Collados
DVM, PhD, MRCVS
Spanien
Dr. Collados schloss sein Tiermedizinstudium 1994 an der Universität Complutense Madrid ab und promovierte dort 2021 (PhD). Im Jahr 2017 absolvierte er eine Residency am American Veterinary Dental College (AVDC), und war im Jahr 2013 der einzige AVEPA-zertifizierte Spezialist für Dentistry and Oral Surgery. Dr. Collados ist Leiter der Abteilung für Zahnmedizin und Oralchirurgie bei Sinergia Veterinaria und war Dozent und Fachkoordinator für tierärztliche Zahnheilkunde an der veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Alfonso X el Sabio Madrid.
Dr. Collados ist Autor zahlreicher Publikationen, darunter insbesondere des ins Spanische, Französische und Japanische übersetzten Visual Atlas of Oral and Dental Pathologies in Exotic and Small Animals (Ed. Servet, 2008). Er hat Vorträge auf nationalen und internationalen Kongressen gehalten und an mehr als 100 Veranstaltungen teilgenommen.