Ohrinfektionen: Was der Besitzer wissen muss
Eine Otitis externa kann sowohl für den Besitzer als auch für den Arzt frustrierend sein, da die Behandlung viel Aufwand erfordert und sich oft über einen längeren Zeitraum hinzieht. In diesem Artikel werden die Mindestinformationen aufgeführt, die Katzen- und Hundebesitzer erhalten sollten, wenn das Problem erstmals erkannt wird.
Einleitung
Die Otitis externa ist eine bei Kleintieren häufig auftretende Erkrankung mit einer Prävalenz von 10-20% bei Hunden und 2-6% bei Katzen [1],[2],[3]. Nach Möglichkeit sollten in jedem Einzelfall prädisponierende, primäre, sekundäre und perpetuierende Faktoren identifiziert werden, um die Erkrankung erfolgreich unter Kontrolle bringen zu können. Zu den prädisponierenden Faktoren gehören anatomische Veränderungen, wie zum Beispiel eine Stenose des äußeren Gehörganges, übermäßiges Haarwachstum im äußeren Gehörgang, vermehrte Feuchtigkeit im Gehörgang (z. B. bei Rassen mit hängenden Ohren oder bei Hunden, die schwimmen) und eine Überbehandlung. An erster Stelle der zahlreichen potenziellen primären Faktoren stehen allergische Hauterkrankungen, aber auch Fremdkörper, hypersekretorische Erkrankungen (z. B. primäre Seborrhoe, Hypothyreose oder erhöhte Aktivität der Ceruminaldrüsen), Neoplasien und Parasitenbefall kommen häufig vor [4]. Zu den sekundären Faktoren gehören Infektionen durch Bakterien und/oder Hefen, und die wichtigsten perpetuierenden Faktoren sind eine Otitis media und entzündungsbedingte chronische pathologische Veränderungen des äußeren Gehörganges (z. B. Stenose, Fibrose und Verkalkung des Gewebes). Die richtigen Techniken der Ohruntersuchung, der Probenentnahme und der Ohrreinigung sind entscheidende Voraussetzungen für eine erfolgreiche Diagnose und Behandlung der Otitis externa bei Hunden. Die primäre Ursache muss diagnostiziert und behandelt werden, sekundäre Faktoren müssen ausgeschaltet werden. Wenn ein zufriedenstellender und nachhaltiger Langzeiterfolg erzielt werden soll, müssen insbesondere chronische pathologische Veränderungen unter Kontrolle gebracht werden.
Ohruntersuchung
Alberto Martn Cordero
Alberto Martn Corder
Probenentnahme für die Zytologie
Alberto Martn Cordero
Alberto Martn Cordero
Ohrreinigung
Bei der Mehrzahl der Patienten erfordert eine oberflächliche Reinigung der Ohren keine Anästhesie oder Sedation. Der Tierarzt sollte dem Besitzer die Durchführung der richtigen Ohrreinigung für zu Hause erklären und praktisch vorführen. In den meisten Fällen einer Otitis externa besteht eine Störung der epithelialen Zellmigration, also des Selbstreinigungsmechanismus des äußeren Gehörganges, in deren Folge es zu einer Akkumulation von Cerumen kommt [6],[7]


Zunächst wird Ohrreinigungsflüssigkeit in den äußeren Gehörgang instilliert (a) und das Ohr äußerlich massiert (b). Anschließend wird das so gelöste Cerumen von den äußerlich zugänglichen Innenflächen des Ohres mit Hilfe eines Wattetupfers oder Wattestäbchens entfernt. Zu vermeiden ist eine übermäßige Anwendung von Wattestäbchen im Inneren des Gehörganges. Die Reinigung der Ohren reduziert die Menge des ceruminalen Exsudats und verbessert die Penetration und Wirksamkeit topischer Ohrpräparate. Zudem reduziert sie den aus Bakterien und Hefen bestehenden Biofilm und unterstützt so zusätzlich die Eliminierung von Infektionserregern.
© Alberto Martín Cordero

Otoskopische Sicht in einen äußeren Gehörgang vor (a) und nach (b) der Ohrreinigung. Das Entfernen von Cerumen im Untersuchungsraum ist eine wichtige Voraussetzung für eine vollständige otoskopische Untersuchung aller wichtigen Strukturen wie des Gehörgangsepithels und des Trommelfells. Hauptziel ist das richtige Gleichgewicht zwischen Behandlung und Kontrolle des ceruminösen Debris. Der übermäßige Einsatz von Ohrreinigern kann zu einer Schädigung des Gehörgangsepithels führen. Anzeichen für solche Schädigungen sind weißer ceruminöser Debris und der mikroskopische Nachweis von Entzündungszellen ohne Mikroorganismen bei der zytologischen Untersuchung.
© Alberto Martín Cordero
Alberto Martín Cordero
DVM, VETDERM Dermatology Specialists, Guadalajara, Mexiko
Mexiko
Alberto Cordero ist Dermatologe und Gründer von „Vetderm“, einer Überweisungsklinik in Guadalajara, Mexiko. Nach seinem Abschluss als Tierarzt an der Universität von Guadalajara arbeitete er an der Animal Dermatology Clinic in Kalifornien, USA, und an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, Deutschland. An der European School for Advanced Veterinary Studies (ESAVS) der Universität Luxemburg erwarb er ein Diplom in Dermatologie. Er ist Mitglied der American Academy of Veterinary Dermatology, gehört dem Programmausschuss des North American Veterinary Dermatology Forum (NAVDF) an und ist Gründungsmitglied der Latin American Society of Veterinary Dermatology (SLDV). Dr. Cordero hält Vorträge auf zahlreichen Kongressen in Mexiko, Mittel- und Südamerika und Europa.
Literatur
- Baba E, Fukata T, Saito M. Incidence of otitis externa in dogs and cats in Japan. Vet. Rec. 1981;108:393-395.
- Griffin CE, Song M. Otitis workshop. In: Kwochka K, Willemse T, von Tscharner C (eds). Advances in Veterinary Dermatology, vol. 3. Boston: Butterworth-Heinemann 1996;369-375.
- Rosychuk RA, Luttgen P. Diseases of the ear. In: Ettinger SJ, Feldman EC (eds.) Textbook of Veterinary Internal Medicine: Diseases of the Dog and Cat. 5th ed. Philadelphia: WB Saunders 2000;1185-1235.
- Saridomichelakis MN, Farmaki R, Leonidas LS, et al. Aetiology of canine otitis externa: a retrospective study of 100 cases. Vet. Dermatol. 2007;18:341-347.
- Campbell JJ, Coyner KS, Rankin SC, et al. Evaluation of fungal flora in normal and diseased canine ears. Vet. Dermatol. 2010;21(6);619-625.
- Tabacca NE, Cole LK, Hillier A, et al. Epithelial migration on the canine tympanic membrane. Vet. Dermatol. 2011;22(6);502-510.
- Nuttall T, Cole LK. Ear cleaning: the UK and US perspective. Vet. Dermatol. 2004;15(2):127-136.