Persönliche Empfehlungen... Eine gelungene Euthanasie-Sprechstunde
Geschrieben von Kathleen Cooney
Die Euthanasie ist eine der häufigsten und wichtigsten Maßnahmen in der Tiermedizin. Dr. Cooney teilt ihre Gedanken darüber, wie die Euthanasie-Sprechstunde sowohl für das Tier als auch für den Besitzer hochprofessionell und zugleich mitfühlend gestaltet werden kann.
Kernaussagen
Eine sanfte Euthanasie ist eine gelungene Mischung aus Kunst und Wissenschaft, von der Patienten, Kunden und das Praxisteam profitieren.
Moderne Anstze zielen darauf ab, Angst und Stress zu reduzieren, indem Besitzer und Patient whrend der gesamten Prozedur zusammenbleiben.
Eine Sedierung bzw. Allgemeinansthesie des Patienten vor der Euthanasie hat sich weltweit als Goldstandard etabliert.
Jede Euthanasie kann ihre Herausforderungen haben, eine gute Vorbereitung sollte aber helfen, diese zu bewltigen.
Einleitung – Eine professionelle Euthanasie
Die Euthanasie umfasst heute deutlich mehr Elemente als nur die eigentliche medizinische Maßnahme. Es handelt sich um eine Prozedur, zu der die Besitzer eingeladen sind, um sich auf eine Weise verabschieden zu können, die der Bindung zu ihrem Tier gerecht wird. Im Zentrum steht das Wohlbefinden des Patienten in den letzten Augenblicken seines Lebens, und tierärztliche Praxen bemühen sich heute immer mehr, diesen Prozess so zu gestalten, dass Furcht, Angst und Stress so weit wie möglich reduziert werden. Eine gute Euthanasie-Sprechstunde beginnt bereits frühzeitig mit einer Vorausplanung in enger Zusammenarbeit mit den Kunden und den Vorbereitungen des Praxisteams. Sobald alle Beteiligten zum Termin versammelt sind, werden die 14 wesentlichen Bestandteile einer guten Euthanasie (Tabelle 1) berücksichtigt, um einen ruhigen und reibungslosen Ablauf des gesamten Verfahrens zu gewährleisten. Diese Bestandteile dienen dem Praxisteam als Mustervorlage und sollten bei jeder Euthanasie befolgt werden. Die fachgerechte Durchführung einer Euthanasie dient in erster Linie dem Tierwohl, schützt aber auch die mentale Gesundheit der Kunden und der Mitglieder des Praxisteams und bewahrt zudem das Vertrauen in den tierärztlichen Berufsstand, dass Patienten gut versorgt werden, wenn sie dies besonders brauchen. In der griechischen Sprache bedeutet Euthanasie „guter Tod“, und mit adäquater Ausbildung und Schulung sollte jeder und jede, der oder die über eine entsprechende Zulassung verfügt, in der Lage sein, diese tierärztliche Maßnahme erfolgreich durchzuführen. Ich bin mir durchaus bewusst, welcher Hingabe es hierfür bedarf und welche emotionale Belastung dies für die Praxis bedeuten kann. Eine gute und aus den richtigen Gründen durchgeführte Euthanasie besitzt jedoch das Potenzial, eine der dankbarsten und bedeutungsvollsten Interaktionen zu sein, die das Praxisteam mit Patienten und Kunden haben kann, und ist darüber hinaus eine wichtige Triebfeder in Richtung „Compassion Satisfaction“ der Mitarbeiter, also der Zufriedenheit, die man durch gut erbrachte Arbeitsleistung erfährt [1].
Tabelle 1. Die 14 wesentlichen Bestandteile einer guten Euthanasie.
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© Mit freundlicher Genehmigung von CAETA
Vorausplanung mit den Kunden
Die Unterstützung der Kunden und Kundinnen bei der Vorbereitung auf die Euthanasie ihres Tieres beginnt oft schon lange Zeit vor dem eigentlichen Termin. Unter anderem muss besprochen werden, ob und wann eine Euthanasie durchzuführen ist, und welche alternativen Optionen bestehen, bevor eine Euthanasie als tatsächlich notwendig erachtet wird. Diese Unterstützung bei der Entscheidungsfindung in Sachen Euthanasie gehört zu den wichtigsten Dingen, die Tierärzte und Tierärztinnen für ihre Kunden tun können [2]. Abgesehen von der Frage, wann die Euthanasie durchgeführt werden soll, haben Kunden oft Fragen dazu, wer anwesend sein kann, was genau passieren wird und wo sie stattfinden kann (Tabelle 2). In dieser Vorausplanungsphase ist es sinnvoll, alle Mitglieder des Praxisteams einzubeziehen, die dabei helfen können, Kunden mit den gewünschten Informationen und Antworten zu versorgen. Das dadurch erreichte bessere Verständnis von Euthanasie reduziert möglicherweise aufkommende Reuegefühle und die Angst vor dem Unbekannten. Selbst Kunden, die schon einmal eine Euthanasie erlebt haben, profitieren von einer entsprechenden Vorausplanung für ihr nächstes Tier.
Tabelle 2. Fragen an Kunden im Rahmen der Euthanasie-Vorplanung.
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Einzelheiten zur Euthanasie können auf der Website der Praxis und in Info-Materialien aufgeführt werden, zusammen mit den verschiedenen Optionen, die Kunden bereits im Vorfeld der Maßnahme in Betracht ziehen sollten. Es ist zwar eher unüblich, die Euthanasie als Dienstleistung auf der Website einer tierärztlichen Praxis aufzuführen, für die Kunden ist es aber durchaus von Vorteil, wenn sie wissen, dass diese als Leistung in der Praxis/Klinik oder in Form von Hausbesuchen angeboten wird [3]. Über ein Online-Formular oder im direkten Gespräch mit einem Praxismitarbeiter können Informationen eingeholt werden, um sicherzustellen, dass die Wünsche des Besitzers erfüllt werden. Dazu gehört unter anderem auch die Frage, ob der Kunde oder die Kundin bei der Euthanasie dabei sein möchte. Nicht alle Kunden wollen während der gesamten Dauer der Euthanasie anwesend sein, sie möchten aber durchaus die entsprechende Wahlmöglichkeit haben [4]. Der Inhalt der Vorbereitungsgespräche über die Euthanasie selbst und etwaige Vorgaben zur Gestaltung der Euthanasie-Sprechstunde sollten in der Krankenakte des Patienten vermerkt werden [5],[6].
Die Zahlung für die Leistung kann bereits vor Beginn des Termins erfolgen, mit der Möglichkeit einer Rückerstattung, wenn die Euthanasie-Sprechstunde abgesagt oder für eine andere Form von Behandlung umgewidmet wird. Wenn nicht bereits eine etablierte Tierarzt-Kunde-Patient-Beziehung besteht, kann der Termin aber auch für die Beurteilung der Lebensqualität genutzt werden, damit der Tierarzt oder die Tierärztin besser entscheiden kann, ob eine Euthanasie tatsächlich gerechtfertigt ist. Aufgrund der oft sehr emotionalen Natur eines solchen Termins kann das Kassieren für die Euthanasie zwar unangenehm sein, es handelt sich aber um eine tierärztliche Leistung, die auch entsprechend vergütet werden muss. Im Idealfall werden sämtliche finanziellen Angelegenheiten bereits vor Beginn des Euthanasietermins geklärt.
Viele Patienten fühlen sich wohler und sind deutlich entspannter, wenn sie bereits vor dem Besuch in der Praxis Arzneimittel wie Sedativa und Anästhetika erhalten, so genannte Pre-Visit Pharmaceuticals (PVPs) [7]. Diese Prämedikation sorgt für ein ruhigeres Erlebnis, wenn sie entsprechend dem Temperament des Individuums, der Rasse und der aktuellen Situation des Patienten dosiert wird. Ich bevorzuge eine Arzneimittelkombination, die in der Regel deutlich vor dem eigentlichen Euthanasietermin oral verabreicht wird, unterstützt durch zusätzliche beruhigende Maßnahmen, wie zum Beispiel den Kontakt des Tieres mit vertrauten Gegenständen und Bezugspersonen. Eine beliebte PVP-Kombination ist das so genannte „Chill-Protokoll“ [8] (Tabelle 3). Ich neige dazu, diese Dosierungen vor der Euthanasie zu verdoppeln, um eine noch tiefere Wirkung zu erzielen, üblich sind aber auch noch höhere Dosierungen oder die Kombination mit anderen Sedativa [9].
Tabelle 3. Das „Chill-Protokoll“ für Hunde und Katzen.
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Beginn der Euthanasie-Sprechstunde
Vor Beginn der Euthanasiesprechstunde kann das Personal den Raum mit Gegenständen vorbereiten, die Geborgenheit und Behaglichkeit vermitteln (Tabelle 4). Weitere nützliche Hilfsmittel sind Inkontinenzunterlagen, Handtücher und Decken. Zudem sollte der Raum ruhig sein und frei von Ablenkungen. Die vorhandenen Patientenakten können im Vorfeld eingesehen und sämtliche erforderliche Instrumente, Arzneimittel und sonstige Hilfsmittel bereitgelegt werden.
Tabelle 4. Elemente des Wohlfühlraumes in der Praxis/Klinik.
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Der Termin beginnt offiziell, wenn Besitzer und Patient in der Praxis/Klinik ankommen oder der Tierarzt bzw. die Tierärztin zu Hause beim Besitzer eintreffen. Im ersten Szenario können Praxismitarbeiter den Besitzer und den Patienten bereits am Fahrzeug oder an der Tür zur Praxis/Klinik in Empfang nehmen und sicher zum Euthanasie-Raum begleiten (Abbildung 2). Viele Patienten und Kunden sind in dieser Situation körperlich und/oder emotional so sehr beeinträchtigt oder belastet, dass tatkräftige, praktische Hilfe notwendig ist. Sobald sich Kunde und Patient im Sprechzimmer etwas eingewöhnt haben, sollte sich ein Teammitglied einige Augenblicke Zeit nehmen, um eine Beziehung aufzubauen, sich die Namen aller Beteiligten zu merken und dem Patienten aufmerksame Zuwendung entgegenbringen. Dies fördert das Vertrauen während dieser emotional oft sehr belasteten Visite und stärkt die Bindung zwischen allen Beteiligten. Hat der Patient körperliche Probleme oder Einschränkungen (z. B. Dyspnoe, hochgradige Schmerzen), ist ein zügiges Vorgehen erforderlich.
Ich plädiere dafür, dass ein Mitarbeiter während des gesamten Termins beim Kunden und Patienten bleibt. So kann das Personal, wie TFAs oder Tierarzt/Tierärztin, den Raum je nach Bedarf betreten und verlassen, während immer eine Person anwesend ist und unmittelbar auf die Bedürfnisse des Patienten oder des Kunden eingehen kann. Dieser Mitarbeiter wird als „Euthanasie-Begleiter“ bezeichnet und kann sogar der Tierarzt oder die Tierärztin selbst sein. Der Euthanasie-Begleiter bespricht das Verfahren sowie die Wünsche des Kunden hinsichtlich der anschließenden Handhabung des euthanasierten Tieres und bezüglich sämtlicher Sonderwünsche, die in den Patientenakten dokumentiert werden sollten [6]. Für eine Euthanasie muss zunächst eine ordnungsgemäße Einverständniserklärung eingeholt werden, in der unter anderem bestätigt wird, dass der Kunde eindeutig versteht, was Euthanasie bedeutet. Ich empfehle, den Begriff Euthanasie auf dem Formular der Einverständniserklärung klar zu definieren (z. B. „humanes Beenden des Lebens“). Ist die Zahlung nicht bereits im Vorfeld erfolgt, sollte sie vorzugsweise vor Beginn der tierärztlichen Leistung durchgeführt werden, um den Besitzern die Möglichkeit zu geben, nach Wunsch das Sprechzimmer und die Situation zu verlassen, bevor die Euthanasie beginnt, und um zu vermeiden, dass nach dem Tod des Tieres über Geld gesprochen werden muss. Vor der Euthanasie ist es zudem sinnvoll, Info-Material zur Trauerbegleitung und Trauerbewältigung auszuhändigen, um auch auf diese Weise Empathie und Verständnis für die Bedeutung des Verlusts zu zeigen (Abbildung 3).
Das Euthanasie-Verfahren
Wenn Patient, Kunde und Praxisteam bereit sind, mit der eigentlichen Euthanasie fortzufahren, besteht der erste Schritt darin, in sehr einfachen Worten zu erklären, was nun geschehen wird, denn Kunden möchten in der Regel wissen, was zu erwarten ist. Diese technischen Informationen sollten auf eine empathische Art und Weise kommuniziert werden, und nicht etwa mit Begriffen, die zusätzliche Sorgen oder Angst hervorrufen könnten. In der praktischen Situation beschreibe ich das Verfahren bevorzugt schrittweise, anstatt von vornherein alles zu erzählen, was sich während einer Euthanasie ereignen könnte. Der zweite Schritt besteht darin, dem Patienten im Euthanasie-Sprechzimmer im Beisein der Besitzer die Sedierung vor der eigentlichen Euthanasie zu verabreichen (Abbildung 4). Angewendet werden hierfür in der Regel Alpha-2-Agonisten, Benzodiazepine, Opioide, Phenothiazine und dissoziative Wirkstoffe. Eine Kombination von Wirkstoffen kann subkutan oder intramuskulär verabreicht werden, je nachdem, welcher Applikationsweg auf Basis des Signalements des Patienten als der im konkreten Fall beste eingeschätzt wird [7]. Vor der Injektion des Sedativums frage ich den Besitzer, ob das Tier irgendwo am Körper besonders empfindlich ist, damit ich diese Stellen vermeiden kann. Die sedative Wirkung setzt dann in der Regel schnell ein, wenn die Besitzer nahe bei ihrem Tier sind, da Nähe und Vertrautheit die Angst des Patienten weiter reduzieren. Ziel ist es, dass der Patient für die gesamte Dauer des Termins im Euthanasie-Sprechzimmer bleiben kann, und sämtliche für die Euthanasie erforderlichen Maßnahmen, einschließlich des Legens eines intravenösen Katheters in diesem Raum durchgeführt werden, wobei jeder, der dies wünscht, anwesend sein kann, einschließlich des Euthanasie-Begleiters, der den Patienten überwacht, während das Sedativum wirkt.
Sobald der Patient tief sediert oder vollständig bewusstlos ist, kann ein Handtuch oder eine Inkontinenzunterlage unter das Tier gelegt werden, um möglicherweise austretende Körperflüssigkeiten aufzufangen. Tierarzt oder Tierärztin können dann entscheiden, auf welchem Weg das Euthanasie-Medikament am besten verabreicht wird. Das bei Kleintieren am häufigsten angewendete Euthanasie-Medikament ist Natrium-Pentobarbital, in einigen Ländern können aber auch Alternativen zum Einsatz kommen. Pentobarbital induziert den Tod über seine Effekte im Gehirn und kann auf verschiedenen Wegen appliziert werden. Ich wähle im Einzelfall die Injektionstechnik (z. B. intravenös, intrakardial, intrahepatisch, intrarenal, intraperitoneal), die am ehesten einen raschen Tod mit den geringsten Komplikationen verspricht. Im Falle einer intravenösen Verabreichung gilt es als bewährtestes Verfahren, zunächst einen intravenösen Dauerkatheter zu legen, um eine versehentliche Extravasation der Euthanasie-Lösung in das umgebende Gewebe zu verhindern. Soll die Injektion in innere Organe erfolgen, muss der Patient bewusstlos sein, um Schmerzen zu vermeiden [10] Die Injektion von Euthanasie-Lösungen in innere Organe ist eine Alternative zur intravenösen Injektion, wenn periphere Venen schwer zu lokalisieren sind [11] (Abbildung 5). Unabhängig davon, an welcher Lokalisation des Körpers die Euthanasie-Lösung letztlich verabreicht werden soll, empfiehlt es sich, dem Kunden zunächst eine private Zeit mit seinem Tier zu gewähren, zum Beispiel mit Hilfe einer hilfreichen Formulierung wie „Sie ist jetzt bereit für das nächste Medikament, das ihr hilft, friedlich einzuschlafen (zu sterben). Möchten Sie noch etwas Zeit für sich und Ihr Tier haben, bevor ich fortfahre?“ So weiß der Kunde, dass es nun Zeit ist für die eigentliche Euthanasie und dass der Tierarzt mit der Prozedur fortschreiten wird, sobald alle Beteiligten dazu bereit sind.
Im Anschluss an die Verabreichung der Euthanasie-Lösung muss der Tierarzt oder die Tierärztin den Patienten für tot erklären. Dies geschieht durch kardiale Auskultation und Überwachung auf Anzeichen des nahenden Todes (z. B. leichte Körperstreckung, agonale Atmung, Harn-/Kotabsatz). Schlägt das Herz des Patienten länger als erwartet, kann eine weitere Dosis der Euthanasie-Lösung an der gleichen Stelle verabreicht werden oder die weitere Injektion wird in einen anderen Bereich mit besserer Durchblutung gesetzt [11]. Sofern dem Kunden im Vorfeld nicht genau mitgeteilt wurde, wie viel Euthanasie-Lösung appliziert wird oder wie viele Injektionen erfolgen werden, kann so viel verabreicht werden wie erforderlich, um einen Herzstillstand zu erreichen.
Die Unterstützung der Kunden bei der Vorbereitung auf die Euthanasie ihres Tieres beginnt oft schon lange Zeit vor dem eigentlichen Termin.
Unterstützung nach der Euthanasie
Wie bereits oben erwähnt gibt das Gewähren einer gewissen Privatsphäre dem Kunden die Möglichkeit, sich nach seinen eigenen Vorstellungen, Bedürfnissen und Bedingungen von seinem Tier zu verabschieden. Insbesondere nach dem Tod des Tieres schätzen Besitzer oft eine gewisse Privatsphäre, und hier kann es hilfreich sein, eine tragbare Klingel anzubieten, mit deren Hilfe die Besitzer dem Personal signalisieren können, wenn sie bereit sind, den Euthanasie-Raum oder die Praxis zu verlassen [12] (Abbildung 6). In diesen Situationen fertige ich gern auch ein Erinnerungsgeschenk an, das die Kunden anschließend mit nach Hause nehmen können; sie können sehen, wie es entsteht, und viele Kunden wissen es sehr zu schätzen, Teil dieses Augenblickes zu sein [2], in den auch Kinder einbezogen werden können (Abbildung 7) [13].
Wenn der Kunde schließlich bereit ist, die Praxis zu verlassen, kann er vom Euthanasie-Begleiter hinausbegleitet werden. Ein privater, separater Ausgang ist dabei dem belebteren, öffentlichen Haupteingang der Praxis vorzuziehen. Wenn das euthanasierte Tier mitgenommen werden soll, um es zu Hause oder auf einem Tierfriedhof zu begraben, sollte das Personal den Körper respektvoll für den Transport vorbereiten (Abbildung 8). Kunden sollten zudem über die von einigen Euthanasie-Lösungen (z. B. Pentobarbital) ausgehenden Gefahren und über die Bedeutung eines sachgemäßen Umgangs mit dem Körper informiert werden [14]. Viele euthanasierte Tiere verbleiben in der Praxis/Klinik, um vom örtlichen Tierkrematorium abgeholt und weiter versorgt zu werden. Das Praxisteam sollte den Tierkörper nach Möglichkeit im selben Raum weiter versorgen, in dem auch die Euthanasie durchgeführt wurde; dies trägt zum einen dazu bei, eine mögliche Krankheitsübertragung im Rest der Praxis/Klinik zu verhindern und reduziert zum anderen die visuelle Konfrontation mit dem Tod. Der Tierkörper sollte anschließend in einem respektvollen Behältnis in einem kühleren Raum aufbewahrt werden. Kunden mögen keine Müllsäcke für ihre verstorbenen Tiere, sondern bevorzugen eigens dafür vorgesehene Leichensäcke, Tiersärge oder Leichenhüllen [15]. Was auch immer für die weitere Verwahrung des Tierkörpers gewählt wird, sollte für den Kunden einen akzeptablen Anblick darstellen.
Umgang mit Herausforderungen
Bei einer Euthanasie handelt es sich um eine medizinische Maßnahme, die von Besitzern häufig hautnah miterlebt wird und aus verschiedenen Gründen eine ganze Reihe von Herausforderungen mit sich bringen kann. Oft sind die zu euthanasierenden Patienten körperlich und/oder emotional stark beeinträchtigt, wodurch Interaktionen mit diesen Tieren nicht selten zu heiklen Angelegenheiten werden. So kann es unter anderem vorkommen, dass die vor der Euthanasie verabreichten Sedativa nicht zu wirken scheinen oder dass die Euthanasie-Lösung selbst nicht die gewünschte schnelle Wirkung erzielt. Die allgemeine Regel in diesen Fällen lautet, dass man so lange mehr Arzneimittel verabreicht, bis eine adäquate Wirkung eintritt. Ich vermeide es in diesen Situationen, die Aufmerksamkeit auf etwaige technische Schwierigkeiten zu lenken, und passe mich einfach flexibel den Gegebenheiten an, indem ich in aller Ruhe fortfahre, ohne den Kunden zu beunruhigen. Zu einer gelungenen Euthanasie-Sprechstunde gehört, dass das Praxisteam stets Mitgefühl, Vertrauen und Kontrolle vermittelt. Kunden wissen es zu schätzen, wenn sie das Gefühl haben, dass das Personal alles fest im Griff hat und dass ihr Tier eine schmerzfreie und friedliche Prozedur durchlebt [4]. Wenn Probleme entstehen oder Herausforderungen auftreten, ist es der beste Weg, die Kontrolle über die Situation zu behalten, indem man körperlich ruhig bleibt (z. B. tief durchatmen, Grundmuskulatur entspannen).
Eine technisch schwierige Euthanasie-Sprechstunde kann auch als Dysthanasie („schlechter Tod“) bezeichnet werden, zum Beispiel wenn die Euthanasie nicht zu einer schmerzfreien Erfahrung für den Patienten führt und wenn der Kunde und/oder das Personal zusätzlichen emotionalen Stress erleiden. Diese Szenarien müssen immer thematisiert werden [16], und Tierarzt, Praxismanager oder Euthanasie-Begleiter können in Erwägung ziehen, mit dem Kunden im Nachhinein über die Geschehnisse zu sprechen, auch wenn die scheinbar schmerzhafte Reaktion des Patienten unwillkürlich war oder Teil eines finalen Sterbeprozesses, bei dem tatsächlich keine Schmerzen empfunden wurden. Ein solches Gespräch über die Euthanasie-Sprechstunde ist letztlich für die mentale Gesundheit aller Beteiligten von Vorteil. Das Praxisteam sollte dazu angeregt werden, monatliche „Euthanasie-Runden“ abzuhalten, um verfahrenstechnische Elemente zu besprechen und gegebenenfalls Verbesserungen in die Wege zu leiten [17] (Abbildung 9).
Schlussfolgerung
Das Ende ist wichtig. Tierärzte und Tierärztinnen sollten stolz darauf sein, ein technisch korrektes Euthanasieverfahren durchzuführen und sich gleichzeitig um die emotionalen Bedürfnisse der Besitzer und der Mitarbeiter zu kümmern. Variationen bei der Euthanasie sind im Einzelfall akzeptabel, eine gewisse Konsistenz ist aber vorzuziehen, und kann erreicht werden, indem standardisierte Arbeitsanweisungen erstellt werden, die sämtliche 14 Bestandteile einer guten Euthanasie enthalten. Auch wenn der Schwerpunkt dieses Artikels auf der Euthanasie-Sprechstunde in der Praxis/Klinik liegt, sollen die Vorteile einer Euthanasie zu Hause beim Kunden nicht unerwähnt bleiben – unter Umständen lassen sich in der häuslichen Umgebung oder in von der Praxis unabhängigen Euthanasie-Zentren sogar einfühlsamere Euthanasien durchführen. Unabhängig davon, welches Signalement der Patient hat, wo die Euthanasie durchgeführt wird und wer bei der Maßnahme anwesend ist, sollte man sich immer darauf konzentrieren, was das Beste für den Patienten und seine Besitzer ist.
Kathleen Cooney
DVM, CHPV, Companion Animal Euthanasia Training Academy, Colorado State University, Loveland, CO, USA
Vereinigte Staaten von Amerika
Dr. Cooney schloss ihr Tiermedizinstudium 2004 an der Colorado State University ab, ist ehemalige Inhaberin eines Unternehmens, das Euthanasien zu Hause anbietet und ein Tierkrematorium auf Hydrolysebasis betreibt und ist Autorin von zwei Büchern über Euthanasie bei Tieren. Sie ist Gründerin und derzeitiger Director of Education der Companion Animal Euthanasia Training Academy (CAETA), wo sie lehrt, forscht und über Euthanasie-assoziierte Themen schreibt. Zurzeit arbeitet Dr. Cooney für die Erlangung ihres Diploms des American College of Animal Welfare.
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