In Würde ergraut: Bessere Pflege für ältere und geriatrische Tiere
Geschrieben von Brianne Morrow
Tiermedizinische Fachangestellte können mit ihrem Fachwissen dazu beitragen, die Lebensqualität unserer älteren Patienten durch eine proaktive, individuelle Herangehensweise zu verbessern.
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Kernaussagen
Ältere und geriatrische Kleintiere sind oft mit einer Reihe verschiedener körperlicher und kognitiver Veränderungen konfrontiert, die ohne Behandlung zu einer erheblichen Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität führen können.
Tiermedizinische Fachangestellte spielen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Gesundheit und Lebensqualität älterer Tiere.
Die Ernährung sollte bei jedem Praxisbesuch als der fünfte Vitalparameter betrachtet werden. Die Beurteilung der Ernährungssituation dient der Feststellung, inwieweit die nutritiven Bedürfnisse eines Tieres erfüllt sind.
Körperliche Beschwerden und kognitiver Verfall werden oft durch subtile Verhaltensänderungen verdeckt oder als „normale” Anzeichen der Alterung betrachtet. Es ist wichtig, frühe Warnzeichen zu erkennen und unterstützende Gespräche einzuleiten.
Einleitung
Da die Langlebigkeit von Hunden und Katzen durch Fortschritte der modernen Tiermedizin stetig weiter verbessert wird, gewinnt die geriatrische Versorgung von Kleintieren immer mehr an Bedeutung. Tiermedizinische Fachangestellte spielen eine entscheidende und sehr vielschichtige Rolle bei der Unterstützung der Gesundheit und Lebensqualität älterer und geriatrischer Tiere. Durch ihren täglichen Kontakt mit Tieren und Tierhalter*innen, ihre klinischen Einblicke und ihre emotionale Intelligenz fungieren sie als wichtige Anwälte für die schutzbedürftigsten unter unseren Patienten. Dieser Artikel beleuchtet die Bedeutung der Unterscheidung zwischen älteren und geriatrischen Patienten, beschreibt umfassende Bewertungen der Ernährungssituation durch TFAs, betont die Verantwortung von TFAs bei Schmerzerkennung und Kommunikation und beschreibt proaktive Pflegestrategien, die spezifisch auf alternde Patienten zugeschnitten sind. Mit einer ausgewogenen Herangehensweise, die professionelle Einblicke und praktische Anwendungen kombiniert, zielt dieser Artikel auch darauf ab, die Rolle der TFAs als Anwälte der Tiere, als Berater der Halter*innen und als integraler Bestandteil des geriatrischen Pflegeteams aufzuwerten.
Wo fangen wir an?
Die alternde Kleintierpopulation wächst stetig, und in dem Maße, in dem unsere Tiere länger leben, benötigen sie oft auch eine differenziertere und individuellere Betreuung, von der Ernährung über die Mobilität bis hin zum Verhalten und der Behandlung chronischer Erkrankungen (1). So wie die humane Gesellschaft heute die Anmut und die Kraft des „Grauwerdens” in zunehmendem Maße akzeptiert und schätzt, ist es an der Zeit, dass sich auch die Veterinärmedizin dieser Thematik sehr viel intensiver annimmt, und TFAs sind in einzigartiger Weise dafür gerüstet, diese Aufgabe zu übernehmen. In ihrer Rolle als beständigste Ansprechpartner für Tierhalter*innen sind TFAs oft die Ersten, die subtile Veränderungen erkennen. Während des gesamten Alterungsprozesses eines Tieres fungieren TFAs nicht nur als Betreuer und Pfleger des Patienten, sondern auch als Aufklärer und Berater der Tierhalter (2) (Abbildung 1). Aufgrund ihrer intensiven Mitwirkung in jeder Phase des Praxisbesuchs können TFAs Bedürfnisse von Tier und Mensch bereits frühzeitig erkennen, sich für notwendige Interventionen einsetzen und Tierhalter*innen und ihre Familien mitfühlend durch wichtige Meilensteine und schwierige Entscheidungen begleiten. Mit den richtigen Werkzeugen und großem Vertrauen können TFAs neu definieren, was es bedeutet, ältere und geriatrische Tiere zu unterstützen – und damit dafür sorgen, dass eine mitfühlende und individuelle Betreuung nicht nur eine Erwartung bleibt, sondern auch zur Selbstverständlichkeit wird.

Abbildung 1 TFAs verbringen sehr viel persönliche Zeit mit Tierhalter*innen in der Praxis und sind deshalb oft ihr wichtigster Ansprechpartner. Während des gesamten Alterungsprozesses eines Tieres können TFAs sowohl als Betreuer*innen als auch als Berater*innen fungieren.
© Shutterstock
Graustufen: Unterscheidung zwischen älteren und geriatrischen Tieren
Die Einstufung von Hunden oder Katzen als ältere Tiere („Senioren“) oder geriatrische Tiere wird nicht allein durch das Alter bestimmt, denn auch Faktoren wie Rasse, Größe und Spezies beeinflussen, wann ein Hund oder eine Katze altersbedingte Veränderungen erfährt. Während ein älteres Tier im Allgemeinen immer noch bei guter Gesundheit sein kann, weist ein geriatrischer Patient in der Regel eine oder mehrere chronische Erkrankungen auf, die seine alltäglichen Funktionen und seine Lebensqualität beeinträchtigen (3).
Eine zentrale Rolle tiermedizinischer Fachangestellter besteht darin, zu erkennen, wann ein Patient von einer dieser Lebensphasen in eine andere wechselt. Ein umfassendes Verständnis für das rassenspezifische und größenabhängige Altern ist besonders wichtig bei Hunden, bei denen sich die Lebensphasen erheblich voneinander unterscheiden (Tabelle 1) (4). So kann beispielsweise ein sechs Jahre alter Chihuahua gerade erst an der Schwelle zum Seniorenalter stehen, während eine sechsjährige Dogge möglicherweise bereits erste Anzeichen eines geriatrischen Abbaus oder Verfalls zeigt. Beide Tiere verdienen also eine individuell abgestimmte Beratung, wobei sich die Tonalität, die Prioritäten und die Empfehlungen zur Ernährung oder zu diagnostischen Maßnahmen in erheblichem Maße unterscheiden können. Durch individuelle Anpassung der Herangehensweise an jeden Patienten und an jede Familie fördern TFAs eine effektivere Kommunikation, stärkere Kundenbeziehungen und somit letztlich bessere langfristige Ergebnisse.
Tabelle 1. Unterschiede in den Lebensphasen von Hunden je nach Größe der Rasse.
| Kategorie | Gewicht | Wachstum | Adult | Reif | Alterungsphase |
|---|---|---|---|---|---|
| Sehr kleiner Hund | < 4 kg | bis 10 Monate | bis 8 Jahre | 8–12 Jahre | 12+ Jahre |
| Kleiner Hund | 4–9,9 kg | bis 10 Monate | bis 8 Jahre | 8–12 Jahre | 12+ Jahre |
| Mittelgroßer Hund | 10–24,9 kg | bis 12 Monate | bis 7 Jahre | 7–10 Jahre | 10+ Jahre |
| Großer Hund | 25-45 kg | bis 15 Monate | bis 5 Jahre | 5–8 Jahre | 8+ Jahre |
| Riesenrassen | > 45 kg | bis 18–24 Monate | bis 5 Jahre | 5–8 Jahre | 8+ Jahre |
| Zum Vergleich: Katzen können bis zu einem Alter von 12 Monaten als wachsend eingestuft werden (mit Ausnahme der Maine-Coon-Katze, die bis zu einem Alter von 15 Monaten weiterwächst), bis zu einem Alter von 7 Jahren als adult, zwischen 7 und 10 Jahren als reif und ab einem Alter von 10+ Jahren als in der Alterungsphase befindlich. | |||||
Mehr als nur Highlights: Warum ältere Tiere im Mittelpunkt stehen sollten
Ältere Tiere machen heute einen wachsenden Teil der Patientenpopulation in der Kleintierpraxis aus (5) – ihre Langlebigkeit bringt aber auch eine zunehmende Komplexität mit sich. So sehen sich ältere Tiere oft mit einer ganzen Reihe verschiedener körperlicher und kognitiver Veränderungen konfrontiert, die ohne entsprechende Behandlung zu einer erheblichen Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität führen können. Ältere Patienten haben ein höheres Risiko für chronische Erkrankungen wie Osteoarthritis, Chronische Nierenerkrankung (CNE), Tumorerkrankungen, kognitives Dysfunktionssyndrom (CDS) und Zahnerkrankungen (2-3). Die Fokussierung auf die speziellen Bedürfnisse alternder Tiere in der Kleintierpraxis ist daher nicht nur eine klinische Priorität, sondern spiegelt auch das Engagement unseres Berufsstandes für eine mitfühlende, lebenslange Betreuung unserer Patienten wider. Durch frühzeitiges Erkennen und proaktives Management – einschließlich Schmerzerkennung, Ernährungsanpassung, Modifikation der Umwelt und regelmäßiger Überwachung – kann das Praxisteam sowohl die Lebensdauer als auch die Lebensqualität älterer Patienten verbessern (3).
Immer mehr Tierhalter*innen suchen heute nach maßgeschneiderter Beratung speziell für ihre alternden Tiere. TFAs sollten deshalb befähigt werden, die entsprechende Expertise auf diesem Gebiet bereitzustellen und weiterzugeben. Eine wertvolle Strategie für die praktische Umsetzung dieser Herangehensweise in der tierärztlichen Praxis ist die Einrichtung spezieller von TFAs geleiteten Senioren-Beratungen, die nicht nur den sich im Laufe der Zeit verändernden Bedürfnissen alternder Patienten gerecht werden, sondern auch den Einsatz und die Stellung der TFAs in der Praxis aufwerten (Abbildung 1). Während dieser Gespräche können TFAs verschiedene altersrelevante Themen ansprechen, wie z. B.:
- Eingehende Analyse der Ernährungssituation, einschließlich Body Condition Score und Muscle Condition Score, Kalorienbedarf und diätetischer Vorbericht.
- Beurteilung von kognitiven Funktionen und etwaiger Schmerzen mit Hilfe validierter Instrumente und Verhaltensbeobachtungen.
- Besprechung von individuell auf den Patienten abgestimmten Maßnahmen zur Umweltanreicherung und Bewegungsanpassung.
Diese Beratungen unterstützen eine Betreuung auf individueller Basis, vertiefen das Vertrauen der Kund*innen und bieten TFAs die Möglichkeit, eine führende Rolle einzunehmen, wenn es um das Wohlbefinden alternder Tiere geht. Indem die Bedürfnisse älterer und geriatrischer Tiere in den Vordergrund gestellt und TFAs ermutigt werden, dabei eine führende Rolle zu übernehmen, kann die tierärztliche Praxis die Standards der Versorgung und Betreuung für ihre würdevoll ergrauten Patienten in entscheidendem Maße verbessern.

Abbildung 2. Spezielle Einzelberatungsgespräche zwischen TFAs und Tierhalter*innen stärken die Stellung der TFAs und sorgen dafür, dass die Bedürfnisse der Tiere im Vordergrund stehen.
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Beurteilung der Ernährungssituation durch TFAs
Wenn Hunde oder Katzen das Senioren- und Geriatriealter erreichen, spielt die Ernährung nicht nur eine wichtige Rolle, sondern wird zu einem ganz entscheidenden Faktor. Bei jedem Praxisbesuch werden die klassischen Vitalparameter wie die Körpertemperatur oder die Herzfrequenz untersucht, und die Ernährung eines Patienten sollte immer als fünfter Vitalparameter beurteilt werden (6). Die Beurteilung der individuellen Ernährungssituation dient in erster Linie der Feststellung, inwieweit die nutritiven Bedürfnisse eines Tieres erfüllt werden, insbesondere wenn allmählich altersbedingte Veränderungen des Stoffwechsels, der Organfunktion, des Appetits und der Mobilität auftreten. Tiermedizinische Fachangestellte sollten in der Lage sein, diese detaillierten Analysen der Ernährungssituation durchzuführen und dabei in Rahmen der Aufnahme des Patienten in die Praxis und während der klinischen Untersuchung wichtige Daten erheben, die dann als Grundlage für maßgeschneiderte Ernährungspläne dienen. Diese Bewertungen sollten folgende Aspekte umfassen:
- Body Condition Score (BCS)
- Muscle Condition Score (MCS) – wichtig für die Früherkennung von Sarkopenie
- Ruheenergiebedarf (RER): 70 x Körpergewicht(kg)0.75
- Erhaltungsenergiebedarf (MER) unter Berücksichtigung von Faktoren der Lebensphase und der Körperkondition (Tabelle 2).
- Detaillierte Ernährungsanamnese, einschließlich aktueller Ernährung, Snacks und Leckerlis, Tischabfälle, Ergänzungsfuttermittel, Fütterungsplan und Fütterungsmethode (Napf, Puzzle-Feeder, Spritze usw.)
Tabelle 2. Erhaltungsenergiebedarf (MER) unter Berücksichtigung von Faktoren der Lebensphase und der Körperkondition (7).
| Lebensphase | MER-Faktor für Hunde | MER-Faktor für Katzen |
|---|---|---|
| Erhaltungsbedarf adult (intakte Tiere) | 1,8 | 1,4 |
| Erhaltungsbedarf adult (jung adult, kastriert) | 1,6 | 1,2 |
| Erhaltungsbedarf adult (zu Übergewicht neigend oder Senior, kastriert) | 1,4 | 1 |
| Gewichtsreduktion adult (Berechnung mit Idealgewicht statt aktuellem Körpergewicht) | 1 | 0,8 |
| Gewichtszunahme adult (Berechnung mit Idealgewicht statt aktuellem Körpergewicht) | 1,4 bis 1,6 | 1,2 bis 1,4 |
| Kritische Erkrankung (aktuelles Gewicht oder Idealgewicht) | 1 | 1 |
Mit zunehmendem Alter können bei der Fütterung von Hunden und Katzen verschiedene Herausforderungen auftreten, deren Bewältigung individuelle Strategien erfordern (Box 1). Die Aufgabe von TFAs ist es, Tierhalter*innen geeignete Strategien für zu Hause mit auf den Weg zu geben, zum Beispiel:
- Erwärmen oder Befeuchten des Futters, um das Aroma und die Schmackhaftigkeit und damit die Akzeptanz zu verbessern
- Kleinere, häufigere Mahlzeiten anbieten
- Verwendung von erhöht positionierten Näpfen oder Futterstationen für Tiere mit Arthritis oder Mobilitätsproblemen
- Schrittweise Umstellung der Fütterung über einen Zeitraum von 5 bis 7 Tagen
Dieser Art von strukturierter Herangehensweise fördert die Kontinuität der Versorgung von Patienten und stärkt das Vertrauen der Kund*innen. Zudem kann dadurch auch das Interesse von TFAs am Thema Ernährung geweckt werden und die Motivation entstehen, sich entsprechend fortzubilden.
Box 1. Fütterungsprobleme, die individuelle Strategien erfordern (8).
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Beurteilung von Schmerzen, Kognition und Wohlbefinden
Bei alternden Tieren werden körperliche Beschwerden und kognitiver Verfall oft durch subtile Verhaltensänderungen verdeckt oder fälschlicherweise für Anzeichen eines „normalen Alterns” gehalten. Die Aufgabe von TFAs ist es, diese frühen Warnzeichen zu erkennen und gegebenenfalls unterstützende Gespräche einzuleiten. Chronische Schmerzen bei älteren Tieren können sich als Weigerung oder Widerwillen gegen Springen oder Treppensteigen, Unruhe, Lautäußerungen, verminderter Appetit oder Veränderungen der Fell- und Körperpflege äußern. Da Halter*innen diese anfangs oft subtilen Anzeichen möglicherweise nicht erkennen, ist es die Aufgabe von TFAs, solche Probleme zu erkennen, zu dokumentieren und klar anzusprechen. Mit Hilfe spezieller Tools wie dem Canine Brief Pain Inventory (CBPI) können Tierhalter*innen zu Hause die Schmerzintensität ihres Hundes und die damit verbundenen Einschränkungen alltäglicher Funktionen wie Laufen und Lebensfreude beurteilen. Bei Katzen können Praxisteams mit Hilfe der Feline Grimace Scale (FGS) akute Schmerzen anhand von Veränderungen im Gesichtsausdruck wie Zusammenkneifen der Augen, Stellung der Schnurrhaare und Anspannung des Mauls beurteilen.
Gespräche über das bevorstehende Lebensende eines Tieres sind nie einfach. Es gibt jedoch strukturierte Hilfsmittel, die sowohl dem Praxisteam als auch Tierhalter*innen Geborgenheit, Trost, Klarheit und Vertrauen während dieses emotional belastenden Prozesses vermitteln können. Die HHHHHMM-Skala (Box 2) dient als ein Mitgefühl fördernder Rahmen für solche Gespräche. Durch die Beurteilung von sieben zentralen Faktoren (Schmerzen, Hunger, Hydratationsstatus, Hygiene, Zufriedenheit, Mobilität und Mehr gute als schlechte Tage) hilft diese Skala den Familien betroffener Tiere, fundierte Entscheidungen zu treffen, die auf objektiven Betrachtungen und emotionaler Unterstützung basieren (2).
Skala der Lebensqualität
(Die HHHHHMM-Skala)
Mit Hilfe dieser Skala der Lebensqualität können Tierhalter*innen den Erfolg der palliativen Pflege beurteilen. Die Bewertung der Patienten erfolgt auf einer Skala von 0 bis 10 (wobei 10 ideal ist).
| Bewertung | Kriterium |
|---|---|
| 0-10 | HURT– Schmerzen: Adäquate Schmerzkontrolle und gute Fähigkeit zu atmen stehen an erster Stelle. Atemschwierigkeiten überwiegen alle anderen Probleme. Sind die Schmerzen des Tieres gut unter Kontrolle? Kann das Tier beschwerdefrei atmen? Ist eine Sauerstoffzufuhr erforderlich? |
| 0-10 | HUNGER– Nimmt das Tier ausreichend Nahrung auf? Ist eine unterstützende Fütterung von Hand hilfreich? Benötigt das Tier eine Ernährungssonde? |
| 0-10 | HYDRATION– Ist das Tier dehydriert? Bei Patienten, die nicht ausreichend Wasser trinken, sollte die Flüssigkeitszufuhr ein- oder zweimal täglich mit Hilfe subkutaner Flüssigkeiten supplementiert werden. |
| 0-10 | HYGIENE– Das Tier sollte regelmäßig gebürstet und gereinigt werden, insbesondere nach Kot-/Harnabsatz. Druckstellen vermeiden durch weiche Liegeunterlagen. Sämtliche Wunden sauber halten. |
| 0-10 | HAPPINESS– Zufriedenheit: Zeigt das Tier Freude und Interesse? Reagiert das Tier auf seine Familie, Spielzeug usw.? Erscheint das Tier depressiv, einsam, gelangweilt oder ängstlich? Kann das Bett des Tieres näher an die Aktivitäten der Familie herangerückt werden? |
| 0-10 | MOBILITY– Beweglichkeit: Kann das Tier ohne Hilfe aufstehen? Benötigt das Tier menschliche oder mechanische Hilfe (z. B. einen Wagen)? Hat das Tier Lust auf einen Spaziergang? Hat das Tier Anfälle oder stolpert es? (Einige Tierhalter*innen halten eine Euthanasie für besser als eine Amputation, aber ein Tier mit eingeschränkter Mobilität, das aufmerksam und freudvoll ist und auf seine Umwelt reagiert, kann trotz Amputation eine gute Lebensqualität haben, solange sich die Tierhalter*innen engagiert um ihr Tier kümmern.) |
| 0-10 | MORE GOOD DAYS THAN BAD– Wenn die schlechten Tage die guten überwiegen, ist die Lebensqualität möglicherweise zu stark beeinträchtigt. Ist eine gesunde Mensch-Tier-Beziehung nicht mehr möglich, muss Tierhalter*innen klar gemacht werden, dass das Ende nahe ist. Wenn das Tier leidet, muss die Entscheidung für eine Euthanasie getroffen werden. Sollte der Tod friedlich und schmerzlos zu Hause eintreten, ist dies akzeptabel. |
| *GESAMT | *Eine Gesamtpunktzahl von über 35 Punkten steht für eine akzeptable Lebensqualität, die eine Fortsetzung der palliativen Pflege rechtfertigt. |
Box 2. Die Skala der Lebensqualität (aus (9)).
Tiermedizinische Fachangestellte können eine wichtige Rolle bei der Einführung und Erläuterung dieses Tools spielen, indem sie jede der sieben Kategorien auf einer Skala von 0 bis 10 bewerten. Eine Gesamtpunktzahl von 35 oder mehr (von maximal 70) deutet auf eine akzeptable Lebensqualität hin. Die Skala kann dabei helfen, zu entscheiden, ob und wann eine fortgesetzte Palliativpflege oder eine mitfühlende, anteilnehmende Euthanasie in Betracht gezogen werden sollte (9). Zu berücksichtigen ist, dass TFAs zwar keine Entscheidungen über das Lebensende eines Tieres treffen, mit Hilfe dieser Skala aber die Möglichkeit haben, Tierhalter*innen bei diesen emotionalen Gesprächen zu unterstützen und die Empfehlungen des Tierarztes oder der Tierärztin zu bekräftigen.
Ein weiterer Bereich für eine Zusammenarbeit zwischen Tierhalter*innen und TFAs ist das kognitive Dysfunktionssyndrom (CDS), ein häufig unterschätztes Problem bei älteren Tieren. Von Halter*innen ausgefüllte Fragebögen wie DISHAA (Dog Impairment in Spontaneous Home Activities Assessment) und CADES (Canine Dementia Scale) helfen bei der Beurteilung von Gedächtnis, Orientierung, Sozialverhalten und Schlaf-Wach-Zyklen. TFAs können Kund*innen beim Ausfüllen dieser Fragebögen unterstützen und mögliche Behandlungsstrategien besprechen, wie zum Beispiel die Anreicherung der Umwelt, Modifikationen der Ernährung oder medikamentöse Therapien (10).
Durch individuelle Anpassung der Herangehensweise an jeden Patienten und jede Familie fördern TFAs eine effektivere Kommunikation, stärkere Kundenbeziehungen und somit letztlich bessere langfristige Ergebnisse.
Tiermedizinische Fachangestellte in beratender Funktion
Als Erklärende, Beratende, Übersetzende von fachlichen Details und vertrauenswürdige Anwält*innen der Tiere erfüllen Tiermedizinische Fachangestellte mehrere wichtige Aufgaben. Ob sie nun das Fortschreiten einer Nierenerkrankung erklären oder Anpassungen im Haushalt vorschlagen, um ein arthritisches Tier zu unterstützen – TFAs schließen die Lücke zwischen medizinischen Empfehlungen und der täglichen Pflege und Versorgung eines Patienten (2-3).
Durch ihre Fähigkeit, mit Empathie, Wiederholungen und Klarheit zu kommunizieren, sorgen TFAs dafür, dass Kund*innen zu engagierten und überzeugten Partnern und Wegbegleitern auf der Reise ihres Tieres ins höhere Alter werden.
TFAs sollten proaktiv Gespräche über folgende Aspekte führen:
- Wann und wie Pflegeziele angepasst werden sollten, wenn ein Tier altert oder seine Gesundheit nachlässt.
- Auf welche Anzeichen zu Hause geachtet werden muss, z. B. Hydratationsstatus, Futteraufnahme, Gewichtsveränderungen, Schlafmuster oder Veränderungen der Aktivität.
- Wie Verhaltensänderungen zu interpretieren sind, die auf Unwohlsein, Schmerzen oder kognitive Dysfunktion hindeuten können.
- Was in der Palliativphase zu erwarten ist, damit sich die Familien der Patienten gut vorbereitet und unterstützt fühlen.
Durch das Antizipieren von Bedenken auf Seiten der Kund*innen und die verständliche und einfühlsame Übermittlung von Informationen verbessern TFAs die Compliance, reduzieren den Stress der Tierhalter*innen und wahren die Würde der Patienten in jeder Phase des Alterungsprozesses.
Diese wichtigen Gespräche fördern das Vertrauen, verbessern die Ergebnisse und festigen die Rolle von TFAs als wichtige Stütze bei der Aufklärung und Beratung von Tierhalter*innen. Durchdachte Details wie die Empfehlung von rutschfesten Oberflächen, gepolsterten Liegeplätzen und einem stressfreien Handling älterer Tiere mögen auf den ersten Blick eher wenig bedeutend erscheinen – in ihrer Gesamtheit sagen sie aber sehr viel über das Mitgefühl und das Engagement von TFAs aus.
Stationär aufgenommene geriatrische Patienten
Ein stationärer Aufenthalt in der Praxis oder Klinik kann für alternde Tiere besonders stressig sein. Die Aufgabe von TFAs ist es, dafür zu sorgen, dass ältere Patienten sauber, warm und trocken gehalten werden und dass ihre körperlichen und emotionalen Bedürfnisse erfüllt sind (Abbildung 3). Gute stationäre Pflegeprotokolle umfassen zum Beispiel folgende Punkte:
- Häufiges Umlagern zur Vorbeugung von Druckstellen.
- Passive Bewegungsübungen oder unterstützte Spaziergänge alle 4 Stunden.
- Weiche Liegeunterlagen und rutschfeste Oberflächen.
- Eine auf den Krankheitszustand abgestimmte diätetische Unterstützung und Flüssigkeitszufuhr.
- Verhaltensunterstützung durch sanfte Behandlung und verlässliche Routinen.
Darüber hinaus müssen TFAs auf vermehrte Hautfragilität, Veränderungen der mentalen Aktivität und neu auftretende Symptome von Schmerzen oder Organdysfunktionen achten. Die sofortige Kommunikation entsprechender Veränderungen verbessert die Ergebnisse und stärkt die Rolle von TFAs als Anwälte der Patienten.

Abbildung 3. TFAs spielen eine wichtige Rolle beim Umgang mit älteren stationären Patienten. Die Tiere müssen sauber, warm und trocken gehalten werden und ihre körperlichen und emotionalen Bedürfnisse müssen erfüllt sein.
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Schlussfolgerung
Ältere und geriatrische Hunde und Katzen benötigen eine fachkompetente, aufmerksame und mitfühlende Pflege – eine Pflege also, für die TFAs in einzigartiger Weise qualifiziert sind. Durch Analyse der Ernährungssituation, Schmerzerkennung, Beurteilung von Kognition und Lebensqualität, Aufklärung von Kund*innen und praktische Pflege verbessern TFAs den Standard der Versorgung und die Lebensqualität alternder Hunde und Katzen. Das ist aber nur der Anfang, denn die Optimierung der Rolle von TFAs in der Pflege und Versorgung älterer Tiere bietet etliche neue Möglichkeiten. Von der Einrichtung spezieller Senioren-Beratungen durch TFAs bis hin zur Begleitung von Tierhalter*innen beim Management von Erkrankungen, sanften Techniken des Handlings und Mobilitätsunterstützung gibt es ein immer größer werdendes Spektrum an Einflussmöglichkeiten für TFAs. In einem Beruf, der emotional und körperlich oft sehr anspruchsvoll ist, bietet die Pflege älterer Tiere eine Art von Silberstreif am Horizont, nämlich die Chance, eine von hoher Sinnhaftigkeit geprägte Nische zu finden. TFAs, die sich in diesem Bereich engagieren, verbessern damit nicht nur die Ergebnisse für die Patienten und den Seelenfrieden der Familien alternder Tiere, sondern entdecken darüber hinaus oft auch neue Wege für ihr persönliches und berufliches Wachstum. Ob Spezialisierung, Mentoring oder Leitung von Programmen in der Praxis – dieser Weg ist gepflastert mit unzähligen Chancen, Empathie und der Fähigkeit, dafür zu sorgen, dass unsere alternden Hunde und Katzen etwas länger zufrieden leben können.
Literatur
- Epstein M, Kuehn NF, Landsberg G, et al. 2005 AAHA Guidelines for the Management of Senior and Geriatric Dogs and Cats. J. Am. Anim. Hosp. Assoc. 2005;41(2);81-91.
- Lynch H. Helping Pets Enjoy Their Golden Years: The Technician’s Role. Today’s Vet Nurse. April 2016.
- Dhaliwal R, Boynton E, Carrera-Justiz S, et al. 2023 AAHA Senior Care Guidelines for Dogs and Cats. J. Am. Anim. Hosp. Assoc. 2023;59(1):1-21.
- Hughes A. Feeding for Optimal Growth: Nutrition for Puppies and Kittens From Weaning to Adulthood. Vet Practice. 2022;9 Aug. 2022.
- Pittari J, Rodan I, Beekman G, et al. American Association of Feline Practitioners Senior Care Guidelines. J. Feline Med. Surg. 2009;11(9);763-778.
- AAHA. Nutrition: The First Step in Preventive Care. AAHA Nutritional Assessment Guidelines for Dogs and Cats. American Animal Hospital Association, 2010.
- Thatcher C, Hand MS, Remillard R. Small animal clinical nutrition: An iterative process. In; Small Animal Clinical Nutrition. 5th ed. MI, Walsworth Publishing Co. 2010;3-21.
- Churchill JA. Nutrition for senior dogs: new tricks for feeding old dogs. In: Proceedings, Critical Updates on Canine & Feline Health. NAVC/WVC Symposia 2015.
- Villalobos A, Kaplan L. Palliative care: end of life “pawspice” care. In: Canine and Feline Geriatric Oncology: Honoring the Human-Animal Bond. Ames, IA: Blackwell Publishing. 2007;367-398.
Brianne Morrow
LVT, VTS (Nutrition), Royal Canin USA, St. Charles, MO, USA
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